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Farbe wirkt: Farbenlehre im Fokus

Aktualisiert: 25. Jan.


Farben machen das Leben bunt und die Fotografie so richtig spannend. Die Natur macht es vor und wir können es ihr gleichtun. Wer sich die Kraft des gesamten Spektrums zunutze macht, öffnet die Blende für unzählige Möglichkeiten. Dabei spielt auch die Wirkung der Wahrnehmung eine bedeutende Rolle, denn schon Marus Aurelius titelte anno dazumal: „Die Seele hat die Farbe deiner Gedanken.“ Lasst uns also das Wissen über die Wirkung von Rot, Grün, Blau und Co. genauer vor die Linse und die Lupe nehmen.


Das menschliche Auge beheimatet rund 137 Millionen Photorezeptoren. Diese nehmen circa zwei Drittel aller menschlichen Sinneswahrnehmungen auf. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Farben und ihre Wirkung eine zentrale Rolle dabei spielen, wie wir uns beim Anblick verschiedener Spektren fühlen.


Auch wenn die Fotografie historisch betrachtet in schwarz-weiß begann, ist die ästhetische und machtvolle Komponente von Farben von zentraler Bedeutung. Deshalb ist ein grundlegendes Verständnis darüber für jede*n Fotograf*in essenziell und kann zum echten Erfolgsfaktor avancieren.


Von unterschiedlichen Realitäten

Beim gekonnten Farbeinsatz differenziert man drei mögliche Gestaltungsarten:


1. Die konventionelle Farbgestaltung. Dabei orientiert man sich an der objektiven Farbgebung. Dies bezeichnet man auch als Sachrealität.


2. Die kreative Farbgestaltung. Hier geht es um den Einsatz von Farben nach ihrer Wirkung. Deshalb wird diese Dimension auch als Wirkrealität beschrieben.


3. Die Verwendung von Farben in ihrer symbolischen Rolle.


Von Rot bis Schwarz

Betrachten wir im folgenden Abschnitt die einzelnen Farben und wie sie wahrgenommen werden, denn in der Bildsprache jeder Fotografie setzt man damit die passenden Akzente.


ROT

Diese Primär- und Signalfarbe wird grundsätzlich als warm empfunden. Sie impliziert jedoch auch Gefahr und man schenkt ihr daher besondere Aufmerksamkeit für Details. Die Farbenlehre schreibt Rot folgende Assoziationen zu: Kraft, Feuer, Lebensfreude, Leidenschaft und Dynamik zu. Gleichzeitig steht die Farbe auch für Zorn, Wut und Dominanz.


In der Fotografie können diese Themenbereiche von Rot profitieren: Lebensmittel, Sport, Fashion.


GELB

Von Vanille bis Gold reicht das Spektrum von Gelb. Diese helle, leuchtende Farbe wirkt fröhlich und steht unter anderem für Sommer, Sonne, Wärme und Heiterkeit. In manchen Ländern gilt sie als die klassische Hochzeitsfarbe, mancherorts ist sie die Farbe des Neids. Insbesondere in Kombination mit Schwarz ergibt sich ein hoher Kontrast, was wiederum eine Signalwirkung aufweist.


Fotografisch kommt gelb für diese Themen besonders gerne zum Einsatz: Technologie, Körperwissenschaften, Commerce.


BLAU

Die Farbe Blau strahlt Beständigkeit und Ruhe aus. Deshalb wird sie besonders gerne im Business-Bereich eingesetzt. Kühl, zurückgenommen und klar sind einige wenige Attribute, die man Blau zuschreibt. Himmel und Meer sind bekannte Blau-Würdenträger und verdeutlichen, warum wir diese Primärfarbe so wahrnehmen. Wer blau „macht“ setzt auf Sachlichkeit und Leistungsfähigkeit.


In der Fotografie und im Designverlauf kommt blau hier gut weg: Businessportraits, Werbefotografie und Lebensmittel (Stichwort: Frische!)



ORANGE

Als Sekundärfarbe liegt die Wahrheit von Orange zwischen Rot und Gelb. Psychologisch betrachtet führt sie nachweislich zu einer Ausschüttung des Belohnungshormons Dopamin, was wiederum erklärt, warum man ihr eine Anhebung von Stimmungsaufhellung, Motivation und Lebensfreude nachsagt. Anregend, fröhlich, belebend, exotisch und die ausgelassen weckt Orange die Neugier, lässt im Design jedoch Produkte auch „billiger“ und weniger wertig wirken. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass es die Farbe der Müllabfuhr ist.


Wer fotografiert, setzt orange Akzente also demnach für Bereiche wie Unterhaltung, Sport und Bildung ein. Auch die Zielgruppe der Jüngsten verträgt die Farbe hervorragend.



GRÜN

Alles ist im grünen Bereich – in der Natur, wie in der Farbenlehre, denn Grün steht für Natürlichkeit, Harmonie und Wachstum. Pflanzen nennen diesen Farbton, der von warm bis kühl gehen kann, ihr eigen und entfalten damit im wahrsten Sinne des Wortes ihre beruhigende bis anregende Wirkung. In der Einflussnahme auf unser Wohlbefinden ist Motivation und eine zurückgenommene Lebendigkeit Sinnbild dieses vielfältigen Vertreters.


Grün steht für Jugendlichkeit und kulturell auch teilweise für Furchtbarkeit. Deshalb empfiehlt es sich in der Fotografie insbesondere für thematische Felder wie Gesundheit, Ökologie und Tourismus nachhaltig darauf zu setzen.



VIOLETT

Diese Sekundärfarbe als Ergebnis der Mischung aus Rot und Blau umgibt eine beinahe magische Aura. Würdevoll und erhaben ist Violett nicht nur eine Grundfeste verschiedener Religionen, sondern gilt auch als die Farbe des Adels, Herrscher und allem, was Prestige innewohnt. Es mag mit den Gegensetzen aus Kühle und feuriger Leidenschaft zu tun habe, dass man Violett Assoziationen mit Fantasie, Luxus, Spiritualität und Transformation zuschreibt. Auch die Emanzipation steht oftmals mit Violett in Verbindung.



BRAUN

Mit dieser Warmen Farbe kommt Behaglichkeit in jede optische Gelegenheit. Die Synapsen im Gehirn lassen uns gedanklich an Holz, Leder, Schokolade und Kaffee schnuppern, wenn wir ihr begegnen. Damit verstärkt sie einen natürlichen und auch heimeligen Charakter.

Braun strahlt Zuverlässigkeit, Bodenständigkeit und Tradition aus.


Als Sekundärfarbe eignet sich die Verquickung von Rot, Gelb und Blau in der Fotografie vor allem für alles, was „erdig“ unterstrichen werden darf: Immobilien, Lebensmittel, Herbstmotive und Tiere.


Thematisch sind alle Felder rund um die Einheit von Körper, Geist und Seele gut aufgehoben. In der Fotografie setzt Violett feminine und wertsteigernde Pointierungen. Damit sind Luxusgüter ebenso dafür geeignet, wie Alternativmedizin und alles, was Frauenherzen höher schlagen lässt.



Kleiner Sidestep: Farbe wirkt (auch auf das Wohlbefinden)

Man möchte es nicht für möglich halten, aber Farben werden nicht nur optisch wahrgenommen, sondern auch über die lichtempfindlichen Hautsensoren. Wir reagieren in erster Linie unbewusst darauf und doch nimmt unser Körper sie direkt auf. Damit beeinflussen sie Körperprozesse wie zum Beispiel den Herzschlag, Atemfrequenz, Blutdruck und Puls.


Licht- und Schattenseiten der farblichen Wirkung

Abseits des Effekts der Farbe auf unsere Wahrnehmung und damit auf unsere Stimmung, ist auch Licht bei der Farbwirkung nicht zu unterschätzen. Obgleich nachts alle Katzen grau sind gäbe es ohne Licht keine Farbe. Diese simple Gleichung macht in der Fotografie oftmals den entscheidenden Unterschied. Sowohl Licht, als auch Schatten können – bei richtigem Einsatz – Farben zum Strahlen oder in mystische Stimmung tauchen. Wichtig ist, die perfekte Mischung für das jeweilige Motiv und den richtigen Ton zu treffen. Licht und Farben sollten immer in Kombination betrachtet und aufeinander abgestimmt werden.




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