top of page

Makromagie im Herbst: Von Spinnennetzen & Farbenspielerei

ree

Der Herbst ist das Chamäleon unter den Jahreszeiten. Kaum eine andere Zeit bietet solch ein Kaleidoskop aus Farben, Strukturen und Lichtspielen. Genau das macht ihn für Fotograf:innen – vom ambitionierten Hobby bis hin zum Profi – so unwiderstehlich. Zwischen raschelndem Laub, filigranen Spinnennetzen und goldenem Licht entstehen Bilder, die mehr sind als bloße Dokumentation: Sie sind Stimmungen in Pixeln, Geschichten in Farben.

Ich selbst nutze jede Jahreszeit für meine Fotografie – direkt vor der Haustür, rund um mein Studio im Schloss Glanegg, und genauso auf meinen zahlreichen Reisen. So sind in den letzten Monaten Blogbeiträge über Rom und die Kanaren entstanden und schon bald nehme ich euch mit nach Istanbul. Jede Umgebung, jedes Klima und jede Lichtstimmung eröffnet neue Facetten – und der Herbst hier in Österreich ist für mich eine der spannendsten Spielwiesen überhaupt.


Warum Herbst + Makro = Wow

Makrofotografie ist wie ein geheimer Blick hinter den Vorhang der Natur. Plötzlich werden kleine Details groß, und Strukturen, die dem bloßen Auge verborgen bleiben, treten ans Licht: die Maserung eines Blattes, die funkelnden Tropfen auf einem Pilzhut, die mikroskopisch wirkenden Formen eines Samenkorns.


Der Herbst liefert dafür das perfekte Bühnenbild: eine Farbpalette von sattgrün über sonnengelb bis feuerrot, durchzogen von erdigen Brauntönen. Dazu kommen spannende Texturen wie feuchtes Moos, spröde Rinde oder glatte Kastanien.



Ein kurzer Exkurs: Farbenlehre in der Herbstfotografie

Farben sind nicht einfach nur hübsch – sie wirken. Und genau da setzt die Fotografie an. In

meinem Blogbeitrag zur Farbenlehre in der Fotografie erkläre ich ausführlich, warum bestimmte Farbkombinationen harmonisch wirken und andere Spannung erzeugen.

Für den Herbst bedeutet das konkret:

  • Komplementärfarben nutzen: Rot-orange Blätter vor einem blauen Himmel wirken lebendig und energiegeladen.

  • Analoge Farbkonzepte einsetzen: Gelb, Orange und Rot nebeneinander schaffen Wärme und Ruhe.

  • Akzente setzen: Ein einzelnes grünes Blatt zwischen warmen Tönen kann den Blick führen und Tiefe schaffen.


Das Wissen um Farbenlehre macht aus „schönen Herbstbildern“ visuell durchdachte Kompositionen.



Die 7 besten Tipps für beeindruckende Herbst-Makros

1. Wähle die richtige Tageszeit: Herbstlicht ist weich, aber nicht gleichmäßig. Frühmorgens und spätnachmittags entstehen lange Schatten und satte Farben. Morgentau verleiht deinen Makros zusätzliche Magie.

2. Arbeite mit offener Blende: Eine geringe Schärfentiefe (z. B. f/2.8) isoliert dein Motiv, hebt es vom oft unruhigen Hintergrund ab und macht Strukturen noch klarer.

3. Nutze den Boden als Studio: Manchmal ist die beste Perspektive nur 10 cm über der Erde. Lege dich ins Gras, knie in den Waldboden – der Herbst belohnt mit einzigartigen Motiven aus ungewöhnlichen Blickwinkeln.

4. Achte auf Strukturen: Blätter mit sichtbaren Adern, Pilze mit feuchter Kappe, Rinde mit Rissen – Makrofotografie lebt von Texturen. Kokettiere mit dem Licht, um sie hervorzuheben.

5. Sei wetterflexibel: Regen ist nicht dein Spielverderber, sondern ein Effektgarant. Tropfen auf Spinnennetzen oder glänzende Kastanien wirken im Makro wie kleine Kristalle. Nimm ein Tuch zum Abwischen der Linse mit – aber lass dich vom Regen inspirieren und nicht abschrecken.

6. Experimentiere mit Farben: Nicht nur bunte Blätter sind interessant: Graue Steine, schwarzer Boden oder weißer Nebel setzen Kontraste. Nutze die gesamte Herbstpalette bewusst – und ruf dir die Farbenlehre in Erinnerung! Hier steckt viel Potential drin.

7. Vermeide Unordnung im Bild: Makro lebt von Klarheit. Entferne störende Halme oder Blätter aus dem Hintergrund, bevor du auslöst. Ähnlich wie bei anderen Feldern der Fotografie (Food oder People) können kleine Eingriffe große Wirkung haben.


Persönlicher Tipp aus meiner Praxis

Ich arbeite im Herbst gern mit einem Reflektor – nicht für Porträts, sondern für Blätter und Schätze des Waldes, wie zum Beispiel Pilze. Ein kleiner, silberner Reflektor verstärkt das warme Licht und bringt Strukturen zum Glänzen. Ein goldener Reflektor taucht Motive zusätzlich in herbstliche Wärme. Das wirkt oft subtiler und authentischer als die Nachbearbeitung am Rechner.



Nachbearbeitung: Weniger ist mehr

Ja, Photoshop & Co. sind großartige Werkzeuge – aber wie immer gilt: die Kirche im Dorf lassen und vor allem nicht übertreiben. Zu starke Sättigung wirkt künstlich. Stattdessen:

  • Weißabgleich anpassen, um die natürliche Wärme zu betonen.

  • Strukturen nur dezent hervorheben (z. B. mit Klarheit/Texture in Lightroom).

  • Farben fein abstimmen, ohne die Harmonie der Szene zu beeinträchtigen.


So bleibt die Natürlichkeit erhalten und dein Bild erzählt glaubwürdig die Geschichte des Moments.


ree

Fazit: Der Herbst als Bühne für Makro & Farben

Der Herbst ist kein Abschied, er ist ein Feuerwerk vor der Winterruhe. Makrofotografie macht sichtbar, was sonst im Verborgenen bleibt – und die Farbenlehre hilft, aus zufälligen Schnappschüssen durchdachte Kunstwerke zu machen.


Für mich ist der Herbst sowohl hier rund um Schloss Glanegg als auch unterwegs auf Reisen ein Quell an Inspiration. Ob ich nun heimische Wälder erkunde oder durch die Gassen von Rom, die Strände der Kanaren oder bald schon die Straßen von Istanbul streife – überall suche ich nach denselben Dingen: Farbe, Struktur, Licht. Und überall erzählt die Natur ihre ganz eigene Geschichte.


Am Ende jeden Herbsttages geht es nicht darum, „das perfekte Foto“ zu knipsen. Es geht darum, den Zauber des Herbstes einzufangen – in all seiner Tiefe, Schönheit und Vergänglichkeit. Und - never forget: Freude daran zu haben.

Lust auf mehr Inspiration?

Schau dir meinen Beitrag zur Farbenlehre in der Fotografie an – und entdecke, wie Farben deine Bildsprache verändern können.

 
 
 

Kommentare


bottom of page